Samstag, 3. September 2005

13  Der Tritonus


Der Tritonus ("übermäßige Quarte") bezeichnet ein Intervall, das aus drei Ganztönen besteht. So weit sind sich alle Chronisten einig.

Die Umkehrung (Ergänzung zur Oktave) der übermäßigen Quarte ist eine verminderte Quinte, und hier beginnt üblicherweise die Schlamperei: Man belegt auch gern dieses Intervall mit der Vokabel "Tritonus" — weil das Klavier akustisch nicht unterscheidet. Diese Praxis ist hier jedoch verpönt.

Die übliche Notenschrift, die auf Quintverwandtschaft setzt, macht einen deutlichen Unterschied zwischen dem Tritonus und seiner Umkehrung. Im OQT-System kommt noch ein Weiteres hinzu: Es werden zweierlei Ganztöne unterschieden (8:9 und 9:10).

Die Bedeutung der übermäßigen Quarte liegt weniger im Aufeinanderschichten von Ganztönen als darauf, dass sie einen diatonischen Halbton kleiner ist als die Quinte. Und so gesehen handelt es sich beim Tritonus nicht um die drei Schritte C — D — E — Fis, sondern vielmehr um C — D — /e — /fis (das ist in Schwingungsverhältnissen: 8:9 — 9:10 — 8:9).

Der Tritonus steckt im Septakkord. In C
— /e — G — B ist /e — B enthalten, eine verminderte Quinte, deren Umkehrung B — /e eine übermäßige Quarte (eben der Tritonus) ist. Man lasse sich nicht täuschen: B — /e ist schnell in /e — B verwandelt, nicht jedoch in B — \dis.

Es ist gefragt worden, warum die C-Skala B enthält und nicht \b. Der Grund ist die Auflösung des Septakkords C — /e — B nach C — F — /a, wobei zwei Töne um einen diatonischen Halbton rücken. (Der wichtige diatonische Halbton ist die Differenz von der Durterz zur Quarte.)

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