Samstag, 3. September 2005

15  Prioritäten

Die C-Skala (wie in Kapitel 4 beschrieben) ist aus einer Quintenreihe abgeleitet:

Die Töne Ges und Fis (bzw. \ges und /fis) stehen dabei in einer gewissen Konkurrenz; man musste sich für einen von beiden entscheiden. — Die Definition der C-Skala, wie sie in Wikipedia zu finden ist, lautet sinngemäß :

Diese Definition führt zum selben Resultat: /fis statt \ges . Wenn \ges gebraucht wird, kann auf eine Nachbarskala gewechselt werden.

Hier ist noch einmal das Notenbeispiel aus dem letzten Kapitel: Die Akkorde 2 und 4 sind etwas fragwürdig, denn sie lassen /cis und \es bzw. /h und \des gleichzeitig erklingen, wobei der Abstand jeweils zwei diatonische Halbtöne beträgt. Mit /dis statt \es bzw. /cis statt \des würden diese Akkorde in die A- bzw. G-Skala passen (ohne auf die D- bzw. C-Skala ausweichen zu müssen). Warum also \es und \des? — Wie im letzten Kapitel schon angedeutet, entstand die Linie C — \es — D — \des durch Alterierung von C — E — D — D, und die Semantik ist nun einmal wichtiger als das Trachten nach Konsonanz. Der akustische Unterschied ist ohnehin gering (Hörprobe).

Heute wird die Kühnheit von J. S. Bach nicht mehr so deutlich empfunden wie zu seiner Zeit: Er mutete den Ohren eine Menge nicht dagewesener Dissonanzen zu, die sich aus der Polyphonie ergaben. Und damit hat er meine Sympathie.

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